Chronische Ohrentzündung – Quälender Ohrenzwang
(Fachartikel erschienen in „DER HUND, 11/2009“)
Sie ist schmerzhaft und nicht ungefährlich, die Otitis oder auch chronische Ohrentzündung. In diesem Artikel erläutert Dr. B. Nahrgang die häufigsten Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten und stellt ein paar interessante Fälle aus Ihrer Tierarztpraxis vor.
Viele Hundehalter kennen die Ohrmilbe als Auslöser einer Otitis. Aber auch Fremdkörper (Getreidegrannen) können eine Ohrenentzündung verursachen. Die häufigsten Ursachen Die häufigste Ursache sind allerdings Allergien, einschließlich Futterallergien. Charakteristisch ist im frühen Stadium eine Rötung von Ohrinnenseite und Ohreingang. Auch Keratinisierungsstörungen (erhöhte Zellteilungsrate mit Ansammlung abgestorbener Zellen) und übermäßige Cerumenproduktion (Ohrenschmalz), wie man es z.B. vom Cocker Spaniel kennt, können eine Otitis auslösen. Typischerweise findet man bei diesen Hunden einen zähen, fettigen Ausfluss aus dem Ohr. Hormonelle Ursachen (Endokrinopathien), wie z.B. Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und Abweichungen beim Status der Geschlechtshormone, können eine fettig-schmierige Dermatose an der Ohrmuschelinnenfläche hervorrufen. Zu den Faktoren, die das Entstehen einer Ohrenentzündung begünstigen gehören ein enger, schlecht belüfteter Gehörgang, schwere, hängende Ohren (Basset Hound und Cocker Spaniel), übermäßiges Haarwachstum in den Ohren (Pudel) sowie häufiges Schwimmen und die damit verbleibende Feuchtigkeit im Ohr (Labrador und Golden Retriever). Aber auch falsche Reinigungsmechanismen und -präparate können zu Irritationen im Ohr führen.
Viele Hundehalter kennen die Ohrmilbe als Auslöser einer Otitis. Aber auch Fremdkörper (Getreidegrannen) können eine Ohrenentzündung verursachen.
Die häufigsten Ursachen
Die häufigste Ursache sind allerdings Allergien, einschließlich Futterallergien. Charakteristisch ist im frühen Stadium eine Rötung von Ohrinnenseite und Ohreingang. Auch Keratinisierungsstörungen (erhöhte Zellteilungsrate mit Ansammlung abgestorbener Zellen) und übermäßige Cerumenproduktion (Ohrenschmalz), wie man es z.B. vom Cocker Spaniel kennt, können eine Otitis auslösen. Typischerweise findet man bei diesen Hunden einen zähen, fettigen Ausfluss aus dem Ohr. Hormonelle Ursachen (Endokrinopathien), wie z.B. Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und Abweichungen beim Status der Geschlechtshormone, können eine fettig-schmierige Dermatose an der Ohrmuschelinnenfläche hervorrufen. Zu den Faktoren, die das Entstehen einer Ohrenentzündung begünstigen gehören ein enger, schlecht belüfteter Gehörgang, schwere, hängende Ohren (Basset Hound und Cocker Spaniel), übermäßiges Haarwachstum in den Ohren (Pudel) sowie häufiges Schwimmen und die damit verbleibende Feuchtigkeit im Ohr (Labrador und Golden Retriever). Aber auch falsche Reinigungsmechanismen und -präparate können zu Irritationen im Ohr führen.
Begünstigende Faktoren
Gründe, die eine bestehende Otitis aufrechterhalten bzw. noch weiter verschlimmern, sind sowohl Bakterien als auch Hefepilze (Malassezien). Ihre Stoffwechselprodukte behindern die Heilung selbst dann, wenn die primäre Ursache beseitigt werden konnte. Auch eine Entzündung des Mittelohres kann zu einer immer wiederkehrenden Erkrankung des Außenohres führen (siehe Tabelle). Zur Diagnose gehören eine gründliche Allgemeinuntersuchung sowie eine spezielle Untersuchung des Ohres mit Ohrsekretentnahme. Das Ohrsekret kann Hinweise geben auf die beteiligten Erreger:
- braun-schwarz, feucht, schmierig: Hefepilze
- braun, trocken, kaffeesatzartig: Ohrmilben
- eitrig, gelblich: Bakterien
- wachsartig, gelblich: Ohrenschmalz (Cerumen)
Nach der grobsinnlichen Beurteilung des Ohrensekretes folgt die mikroskopische Beurteilung. Nachfolgend einige Fallbeispiele aus der Praxis:
Fallbericht 1
Ein zehn Jahre alter Mischlingsrüde wird wegen chronischen Ohrzwanges (Kratzen, Reiben mit dem Kopf über den Boden und Abwehrbewegungen bei Anfassen des Ohres) vorgestellt. Die Ohrenentzündung bestand seit etwa zwei Jahren. Der Hund ließ keine Untersuchung zu, so dass er medikamentös beruhigt werden musste. Schon am Eingang des Außenohres fiel eine Gewebewucherung auf, Folge eines lang anhaltenden Entzündungsprozesses. Der Gehörgang war stark behaart. In einer aus dem Ohr entnommenen Tupferprobe fanden sich Ohrmilben. Wie bereits erwähnt, gehören die Ohrmilben zu den ursächlichen Faktoren für eine Entzündung. Zu den Milben haben sich Bakterien und Hefepilze gesellt.
Der Gehörgang war so stark zugeschwollen, dass zunächst entzündungshemmende und abschwellende Präparate eingesetzt werden mussten. Parallel wurde eine Milbenbehandlung durchgeführt und nach etwa einer Woche der Gehörgang gespült. Er war so weit geöffnet, dass jetzt ein Ohrpräparat gegeben werden konnte. Mit etwas Geduld durfte der Besitzer das Ohr anfassen und ein Medikament einbringen. In regelmäßigen Abständen ist das Ohr nun zu kontrollieren. Der quälende Juckreiz und Entzündungsschmerz waren schon bald deutlich reduziert.
Fallbericht 2
Ein fünf Jahre alter Golden Retriever-Rüde wurde wegen eines hot spots an der rechten Wange vorgestellt. Unter hot spot versteht man eine gut umschriebene, feuchte, haarlose, in der Mitte gelblich glänzende und mit den Haaren in der Umgebung verklebte
Hautveränderung, die mit starkem Juckreiz einhergeht. Bevorzugte Stellen sind die Wangen und der Rückenbereich, welche dann auch Rückschlüsse auf die wahrscheinliche Ursache geben. Man sollte grundsätzlich von einer juckenden oder schmerzhaften Veränderung in der Umgebung des hot spots ausgehen.
In diesem Fall lag eine eitrige, durch Stäbchenbakterien ausgelöste, schmerzhafte Ohrenentzündung vor. Voraussetzung für ein erfolgreiches Abheilen des hot spots ist eine konsequente Behandlung des Ohres mit Antibiotika, die sowohl am Ohr verabreicht werden als auch systemisch als Tablette. Da das Krankheitsbild so akut und schmerzhaft war, kam der Besitzer frühzeitig zur Behandlung und der Hund war bald beschwerdefrei. Ich möchte hier auf die Gefahr des Übergreifens einer solchen Entzündung auf das Mittelohr hinweisen. In diesem Fall ist es vielleicht sogar dem hot spot zu verdanken, dass der Erreger im Ohr schnell identifiziert und gezielt behandelt werden konnte. Schätzungen zufolge greifen 80 Prozent aller über einen längeren Zeitpunkt (länger als zwei Monate) bestehenden Entzündungen des Außenohres auf das Mittelohr über. Eine Mittelohrentzündung ist häufig schwer zu diagnostizieren. Hinweisend sind Symptome wie Kopfschiefhaltung oder die Weigerung, auf Spielzeug zu kauen, hartes Futter zu fressen oder sich den Fang öffnen zu lassen. Verantwortlich dafür sind Schmerzen im Kiefergelenk, die oft bei Hunden mit einer Mittelohrentzündung auftreten, nicht aber bei einer Entzündung des Außenohres.
Fallbericht 3
Eine dreijährige Labrador Retriever- Hündin wurde zu einer Impfung vorgestellt. Bei der routinemäßigen Ohrkontrolle fiel ein bräunlicher Belag an der inneren Ohrmuschel und dem Ohreingang auf. Der Gehörgang war stark verengt. Auf Nachfragen berichtete die Besitzerin, dass der Hund häufig den Kopf schüttelte und sich an den Ohren kratzte. Im mikroskopischen Bild fanden sich massenhaft Malassezien. Nach vorsichtiger Reinigung des Ohres wurde eine Malassezien- Therapie eingeleitet. Die klinischen Symptome besserten sich auf die Behandlung hin sehr schnell. Nach Absetzen der Behandlung traten sie jedoch wieder auf. Da der Hund noch weitere Symptome aufwies, welche eine Allergie vermuten ließen, war eine Allergiediagnostik ratsam.
Fazit
Ohrentzündungen schnell behandeln! Eine Otitis kann einseitig oder auch beidseitig auftreten. Wichtig ist die schnelle und gezielte Behandlung samt Ursachenabklärung. Ansonsten kann es zu irreversiblen Veränderungen des Gehörganges wie z.B. Kalzifizierung (Kalkeinlagerung) und Gewebewucherung kommen. Der Leidensdruck des Patienten sollte nicht unterschätzt werden. Wenn ein Hund nie Probleme mit dem Anfassen oder Berühren seines Ohres hatte und plötzlich aggressiv oder mit Abwehrbewegungen reagiert, ist das ein ernst zu nehmendes Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Bei einer Ohrentzündung im Endstadium ist die chirurgische Therapie der letzte Ausweg. Dabei muss der veränderte Gehörgang komplett entfernt werden. Um erst gar nicht zu solchen Mitteln greifen zu müssen, sollten Tierbesitzer bei ersten Anzeichen den Tierarzt aufsuchen.