Fluoreszenzbiomodulation – neue Hoffnung für dermatologische Problemfälle, bei denen konventionelle Therapiemethoden nicht greifen

Dermatologische Fälle gewinnen zunehmend an Bedeutung in tierärztlichen Praxen. Hautkrankheiten beeinträchtigen die Lebensqualität von Tieren. Für die Besitzer ist der Alltag mit einem so erkrankten Tier mühselig und schwierig. Nicht alle Hauterkrankungen heilen mit den konventionellen medizinischen Behandlungen so ab wie gewünscht. In Fällen von schweren, schmerzhaften und nicht heilenden dermatologischen Erkrankungen gibt es einen neuen Therapieansatz, der keine Nebenwirkungen hat: fluoreszierende Lichtenergie. In meiner Praxis arbeite ich seit über einem Jahr mit dieser Technologie und konnte dabei umfangreiche Erfahrungen sammeln.

1. Wie funktioniert die Fluoreszenzbiomodulation?

Bei der Fluoreszenzbiomodulation handelt es sich um eine innovative Technologie in der Tiermedizin. Zunächst wird eine ca. 2 mm dicke Gelschicht auf das betroffene Hautareal aufgetragen. Dieses Areal wird mit einer Lampe bestrahlt, die Blaulicht aussendet. Das Gel enthält lichtabsorbierende Moleküle, die Licht absorbieren und dann wieder Licht mit größeren Wellenlängen wieder abgeben, die tiefere Hautschichten erreichen können.

Zu bestrahlender veränderter Hautbezirk

Blaulicht ausstrahlende Lampe

Auftragen einer dünnen Gelschicht, Bestrahlung des veränderten Hautbezirks welche lichtabsorbierende Moleküle enthält

Bestrahlung des veränderten Hautbezirks

In dem bestrahlten Gewebe werden durch das weitergeleitete Licht drei Prozesse angeregt:

  • das Licht fördert die Kollagenproduktion

  • es reduziert Entzündungen

  • es fördert die Bildung neuer Blutgefäße

Das alles regt den Heilungsprozess in den tieferen Hautschichten an, wo herkömmliche Methoden nicht greifen. Die neue Methode ist deshalb besonders bei tiefgreifenden, chronischen und schwer zugänglichen Hauterkrankungen gut anzuwenden. Das Beste an der Lichttherapie: Sie hat keine Nebenwirkungen!

2. Konkrete Einsatzgebiete der Fluoreszenzbiomodulation

Grundsätzlich gilt: Schwere, tiefgreifende und mit konventionellen Methoden nicht therapierbare Hauterkrankungen sind für diese Therapieform geeignet. Zu den konkreten Einsatzgebieten gehören:

  • Zwischenzehengranulome bzw. Interdigitalgranulome

  • Perianale Fisteln

  • Akrale Leckdermatitis (dauerndes Belecken einer Stelle am Vorder- oder Hinterlauf)

  • Nicht heilende Wunden

3. Fallbeispiele aus meiner Praxis

Fall 1: Jack Russell Terrier Porthos, elf Jahre, männlich kastriert, alle vier Pfoten von tiefen Entzündungen betroffen.

Porthos litt seit etwa sechs Jahren an einer tiefen, schmerzhaften, sogenannten ulcerativen Hautentzündung an allen vier Pfoten. Keine der im Laufe der Jahre durchgeführten Therapien führte zu einer Heilung, der Hund hatte zu diesem Zeitpunkt keinerlei Lebensqualität mehr. Jeder Schritt war schmerzhaft für Porthos, an Spaziergänge war nicht mehr zu denken. Der Besitzer fragte sich, ob weitere Behandlungen noch Sinn machten. Wir besprachen mit ihm die Fluoreszenzbiomodulation als neue Therapieoption und er wollte diese Chance noch wahrnehmen. Wir bestrahlten zweimal wöchentlich alle Pfoten über insgesamt acht Wochen. Begleitend dazu wurde Porthos von uns antibiotisch behandelt. Von Woche zu Woche besserte sich sein Zustand. Nach acht Wochen waren Porthos Pfoten abgeheilt.

Rechte Pfote vor der ersten Bestrahlung

Rechte Pfote drei Wochen nach Therapiebeginn

Rechte Pfote nach acht Wochen vollständig abgeheilt

Fall 2: Golden Retriever Balu, neun Jahre, männlich kastriert, seit über einem Jahr unbefriedigender Verlauf einer akralen Leckdermatitis

Seit über einem Jahr beleckte Balu bei jeder Gelegenheit seinen rechten Vorderlauf, weshalb er dauerhaft einen Halskragen tragen musste. Trotz vorausgegangener adäquater Therapie heilte die Haut nicht ab. Nach Absprache mit dem Besitzer begannen wir die Fluoreszenzbiomodulation mit zwei wöchentlichen Bestrahlungen. Nach fünf Wochen ist die akrale Leckdermatitis vollständig abgeheilt. Parallel verordnete ich ein Antibiotikum. Obwohl die Wunde abgeheilt ist und Balu keine Beschwerden mehr hat, trägt er vorsichtshalber noch einen Halskragen, wenn er unbeaufsichtigt ist, da er durch die lang anhaltenden Beschwerden gewohnheitsmäßig leckte.

Balus Vorderlauf vor der ersten Behandlung

Erste Verbesserung nach zweiwöchiger Therapie

Nach weiteren sechs Wochen nahezu vollständig abgeheilte Wunde

Fall 3: Weißer Schäferhund Hektor, elf Jahre, männlich kastriert, leidet trotz Behandlung seit zwei Jahren an einer schmerzhaften Perianalfistel als er uns vorgestellt wird.

Hektor hatte Schmerzen beim Kotabsatz und leckt immer wieder an seinem After. Nach Besitzeraufklärung entschieden wir uns auch hier für den neuen Weg der Fluoreszenzbiomodulation. Die ersten drei Wochen wurde Hektor parallel antibiotisch behandelt. Zudem wiesen wir den Besitzer an, den After nach jedem Stuhlgang zu reinigen. Hektor wurde zweimal wöchentlich bestrahlt. Von Mal zu Mal nahmen sowohl die Fistelgröße als auch die Fisteltiefe ab. Nach drei Monaten hat sich die Fistel endgültig geschlossen.

Analfistel bei der Erstvorstellung

Analfistel nach ca. sechs Wochen in Abheilung

Nach über dreimonatiger Behandlung ist die Fistel geschlossen und abgeheilt

Fall 4: Mischlingshündin Nuna, elf Jahre, weiblich kastriert, wurde wegen einer Umfangsvermehrung am Hinterbein operiert. Seit sechs Monaten verheilte die Wunde trotz Verbänden und diverserer Behandlungen nicht.

Als Nuna uns vorgestellt wurde, war ihr rechter Hinterlauf akut entzündet. Die konventionellen Therapiemethoden waren zuvor bereits ausgeschöpft. Nuna konnte nicht ohne Halskragen und Verband sein. Nach eingehender Untersuchung besprachen wir mit der Besitzerin die Therapieoptionen und entschieden uns für die Fluoreszenzbiomodulation. Parallel zur Bestrahlung stellten wir Nuna unter eine Antibiose. Nach Abschluss der Behandlung bekommt Nuna nur noch in für sie besonders stressreichen Situationen (Autofahren) vorsichtshalber einen Leckschutz.

Nunas nicht abheilende Wunde vor der Bestrahlung

Schon nach zwei Wochen sah das Ganze deutlich besser aus

Geschlossene Wunde nach sechs Wochen Bestrahlungstherapie

4. Fazit

Die Fluoreszenzbiomodulation ist eine gute Alternative oder auch Ergänzung zu herkömmlichen Therapiemethoden in der Dermatologie. Hartnäckige, tiefgreifende und schlecht heilende Hauterkrankungen zählen zum Einsatzgebiet. Neben den beeindruckenden Ergebnissen handelt es sich um eine vollkommen nebenwirkungsfreie Therapieform. In meiner Praxis kommt daher die Fluoreszenzbiomodulation aufgrund sehr guter Erfahrungen häufig bei dermatologischen Patienten zum Einsatz.

Dr. Birgitta Nahrgang
Tierärztin - Zusatzbezeichnung Hautkrankheiten Stachelsweg 20a, 51107 Köln, www.koelntierarzt.de
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